Im heutigen Beitrag geht es um die Auswirkungen von Low-Carb Diäten auf die Hormone. Dieser Blogpost ist die Fortsetzung des Beitrags „Einfluss der Hormone auf die Diät“ von Fit Doc Deniza. Da der Beitrag so gut bei euch ankam haben wir beschlossen, die Reihe fortzusetzen und mit mehr Science für Aufklärung zu sorgen. Daher geht es heute um die teils drastischen Auswirkungen von Low-Carb Diäten auf die Hormone. Seid also gespannt und viel Spaß beim Lesen! Bei Fragen könnt ihr wie immer gerne hier einen Kommentar hinterlassen oder der Mail schreiben 🙂
Auswirkungen von Low-Carb Diäten auf die Hormone
Kohlenhydrate stellen unserem Organismus schnell Energie zur Verfügung und ihre Aufnahme und Verarbeitung hat einen direkten Einfluss auf das endokrine System in unserem Körper. Besonders für Frauen erhöhen extreme Low-Carb Diäten die Risiken für eine Dysfunktion des endokrinen Systems und haben negative Effekte auf den Menstruationszyklus und die Fertilität.
Hypothalamus – Hypophyse – Organ Achse
Die Bildung und Ausschüttung unserer Hormone steht unter der Kontrolle des Hypothalamus. Das ist ein Bezirk in unserem Gehirn, der alle unbewusst ablaufenden Prozesse reguliert: Er bestimmt die Atmung, Kreislauf, Hormone, Schlaf, Hunger und viele weitere Systeme. Der Hypothalamus sendet seine Signale an die Hypophyse und Epiphyse, die dann wiederum die Hormone über das Blut weiter an die Zielorgane leiten: Nebennieren (kleines Organ auf den Nieren), Gonaden (Hoden bzw. Eierstöcke), die Schilddrüse und die Bauchspeicheldrüse.
Diese Hypothalamus-Hypophysen-Organ Achse hat Einfluss auf das Immunsystem, die Verdauung, unsere Emotionen, Stress- und Energielevel, die Produktion von Schilddrüsenhormonen, Sexualhormonen und viel mehr. Die Aktivität dieser Achse wird direkt von der körperlichen Aktivität und der Kalorienaufnahme reguliert. Das System ist sehr sensibel und ein starkes Stressaufkommen und erhöhte Level der Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin können negative Auswirkungen auf die Hormonproduktion haben.
Auswirkungen einer Diät auf die H-H-O Achse
Bei einer Diät wird die Kalorienzufuhr gesenkt. Wie sehr die verringerte Kalorienaufnahme die Hypothalamus-Hypophyse-Organ (H-H-O) Achse beeinflusst, hängt dabei vom Verhältnis Kalorienverbrauch-Kaloriendefizit ab. Verbraucht der Betroffene viel Energie und nimmt aufgrund der Diät nur sehr wenig Kalorien zu sich, so dass nicht genug Kalorien für den Ablauf lebenswichtiger Prozesse im Körper zur Verfügung stehen, bedeutet das Stress für den Körper. Dies resultiert in einer Dysfunktion der Achse, es kommt zu chronisch erhöhten Cortisolleveln und einer Nebennierenschwäche. Die Folge ist eine Supression des Immunsystens und Steigung der Infektionsgefahr, Schilddrüsenunterfunktion, Insulinresistenz, Stimmunksschwankungen (bis zu depressiven Zuständen) uvm.
Das Haupthormon, das diese Achse negativ beeinflusst, ist Cortisol. Cortisol ist lebenswichtig, damit wir alltägliche Aufgaben durchführen und leben können. Chronisch erhöhte Level haben allerdings besonders auf das endokrine System negative Einflüsse und führt zur endokrinen Insuffizienz (hormonproduzierenden Organe verringern Aktivität). So hat sich in mehreren Studien gezeigt, dass eine kohlenhydratarme Diät öfter in einer höheren Cortisolausschüttung resultiert als eine moderate Kohlenhydrat- und Fettaufnahme. Insulin ist ein natürlicher Gegenspieler des Cortisols und unterdrückt dessen Synthese. Auch bei einer extrem kohlenhydratarmen Ernährungsweise (ketogene Diät) waren die Stresshormone (Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin) vor sowie nach dem Sport erhöht. Eine Low-Carb Ernährung bedeutet also auch gleichzeitig ein erhöhtes Stressaufkommen.
Dysfunktion der H-H-O Achse bei Frauen
Die Hypothalamus-Hypophysen-Organ Achse ist bei Frauen viel sensibler reguliert als bei Männern, daher sind sie häufiger von einer Dysfunktion betroffen. Der Stress, der durch extrem kalorien-reduzierte sowie Low-Carb Diäten erzeugt wird, hat auch einen Einfluss auf die Ausschüttung und Bildung der Sexualhormone Östrogen und Progesteron, der Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie deren Steuerhormonen FSH, LH und TSH.
Nicht selten resultiert die Kombination low-carb Diät plus intensiver Sport und hohes Kaloriendefizit in einem Ausbleiben des Menstruationszyklus und einer erworbenen Schilddrüsenunterfunktion. Die verringerte Produktion von Schilddrüsenhormonen selbst hat auch einen zusätzlichen unterdrückenden Effekt auf die Bildung der Sexualhormone. Bleibt die Menstruation über einen Zeitraum von 3 Monaten oder länger aus, spricht man von einer „Amenorrhö“. Eine Amenorrhö kann verschiedene Ursachen haben, die Hypophysenvorderlappen- bzw. Hypothalamusinsuffizienz ist allerdings häufige Folge der Kombination intensiver Sport, geringe Kohlenhydrat- bzw. Kalorienaufnahme und eines niedrigen Körperfettanteils bei Sportlerinnen und Athletinnen.
Damit es zum Eisprung kommen kann, muss es zum sogenannten LH-Peak kommen. LH und FSH sind die Steuerhormone unserer Gonaden und stehen letztendlich unter der Kontrolle des Hormons GnRH aus dem Hypothalamus. Bei zu niedrigem Körperfettanteil und Kalorienaufnahme bzw. zu hohem Kaloriendefizit bei Frauen, wird GnRH nicht mehr genügend ausgeschüttet und der LH-Peak bleibt aus. Das Hormon, das den Körperfettanteil dem Hypothalamus „meldet“, ist Leptin. Dieses Hormon wird im Fettgewebe gebildet und je höher der Körperfettanteil, desto höher sind die Leptinspiegel im Blut. Gleichzeitig hat Leptin auch einen Einfluss auf unser Hungersystem (hemmt den Hunger), Schilddrüsenhormone (stimuliert T3 und T4 Produktion) sowie die Bildung und Ausschüttung der Sexualhormone.
Ein ausbleibender Menstruationszyklus und eine Schilddrüsenunterfunktion wird also durch starken Gewichtsverlust bzw. ein niedriges Körpergewicht, eine zu geringe Kalorienzufuhr, zu viel Stress oder Sport, begünstigt. Außerdem sinkt als Folge der Schilddrüsenunterfunktion auch der Energieverbrauch und der Stoffwechsel verlangsamt sich, was das Abnehmen bzw. das Gewichthalten für Frauen noch mehr erschwert. Greift man hier zu immer drastischeren Methoden, um abzunehmen, wird die Situation nur noch schlimmer und bald sind die endokrinen Organe zu erschöpft, um selbst Hormone zu bilden. Dieser Prozess ist leider nicht immer reversibel und erklärt warum einige Leistungssportlerinnen sowie Frauen nach einer langjährigen Essstörung nicht mehr schwanger werden können, früher an Osteoporose leiden, unkontrolliert Gewicht zunehmen, schneller altern usw.
Zusammenfassung der Auswirkungen von Low-Carb Diäten auf die Hormone
Das endokrine System ist kompliziert und reagiert sehr sensibel auf äußere Einflüsse, vor allem Ernährung und Sport. Wir vergessen in unserem Alltag oft, dass es bei Diäten nicht nur um die Veränderung des Aussehens geht und dass dies einen Einfluss auf den Körper hat. Die meisten wünschen sich eine Diät, die in möglichst kurzer Zeit ans Ziel führt. Je krasser die Mittel, desto gravierender sind allerdings die Konsequenzen für die Gesundheit. Vor allem für Frauen kann dies eine irreversible Störung des hormonellen Systems bedeuten. Ich hoffe ich konnte euch in diesen beiden Artikeln verdeutlichen, dass ihr immer mit eurem Körper arbeiten solltet und nicht gegen ihn. Ein schöner Körper kann nur in einem gesunden Körper existieren.
Unten findet ihr die zitierten Artikel aus dem Beitrag über Auswirkungen von Low-Carb Diäten auf die Hormone zum Nachlesen. Ich hoffe, euch hat der Artikel gefallen. Hinterlasst mir gerne Feedback wenn ihr weitere solcher Artikel wünscht 🙂
Liebe Grüße, eure Deniza
Quellen:
Deniza, 26, angehende Ärztin mit einer Leidenschaft für Innere Medizin, einem gesunden Lifestyle und Menschen zu helfen. Besonders die Prävention sowie Beeinflussung der Therapie von Krankheiten durch Sport und eine ausgewogene, gesunde Ernährung gehören zu ihren Lieblingsthemen. Auf ihrem Blog fitdocdeniza.de sowie ihrem Instagram-Account @fit_docdeniza versucht sie täglich medizinische Themen einfach zu erklären und ihre Leser zu motivieren, mehr über sich und ihren Körper zu lernen und aktiv an der Therapie teilzunehmen, anstatt passiv dem zu folgen, was der Doktor empfiehlt. Denn letztendlich ist jeder Patient sein eigener bester Arzt.
Ein sehr hilfreicher und informativer Blogeintrag! Ich würde mir mehr von diesem Thema wünschen, vielleicht auch mal einen Blogpost wie man am besten aus einem zu großem Defizit o. a. herauskommt oder den ersten Schritt in die richtige Richtung machen kann.
Liebe Grüße!
Hey Perdita, danke für dein Feedback 🙂 Schauen wir, dass die Reihe bald fortgesetzt wird! Liebe Grüße, Pascal
Wow endlich mal ein Artikel der mir klar alle Fakten nennt und mich aufklärt. Jeder Arzt erzählt mir etwas anderes. Die einen warnen vor Kohlenhydraten, die anderen meinen Keto und wieder ein anderer sagt es sei total egal. Bei mir wurde eine Insulinresistenz und PCOs Syndrom festgestellt aber ich habe seit 7 Jahren Magersucht und betreibe viel Sport. Jetzt wäre Low Carb wie es mir bei Insulinresistenz empfohlen wurde wahrscheinlich nur verschlimmernd, trotz Allem merke ich nachdem ich Kohlenhydrate gegessen habe das es mir Unwohl wird und ich vermehrt Heißhunger habe. Kann man in etwa sagen wie viel gramm Carbs man mindestens am Tag essen sollte damit
die Schildrüse klappt und Cortisol nicht ansteigt? Z.b 100g oder so? Lg